Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdlending. Was ist der Unterschied?

Wer sich für Schwarfinanzierungen interessiert hört oder liest abwechselnd von Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdlending. Doch was bedeuten diese Begriffe, und was unterscheidet sie?

crowd - Menschenmenge
Foto von Kyle Smith / Unsplash

Was ist der Unterschied zwischen Crowdfunding, Crowdinvesting und Crowdlending?

Crowdfunding ist der Überbegriff für alle Arten von Schwarmfinanzierungen. Es ist eine Finanzierungsform, die in der Regel über Internetplattformen erfolgt, und bei der viele Privatpersonen gemeinsam ein Projekt finanzieren.Heute unterscheidet man im Wesentlichen vier Modelle:

  • Crowddonating (Spendenbasiertes Crowdfunding)
  • Reward-based Crowdfunding (Gegenleistungsbasiertes Crowdfunding)
  • Crowdlending (Kreditbasiertes Crowdfunding)
  • Crowdinvesting (Eigenkapitalbasiertes Crowdfunding)

Crowdinvesting und Crowdlending sind also zwei Unterarten des Crowdfunding.

Beim verbreiteteren Crowdlending erhält der Geldgeber, ähnlich wie bei einem Kredit, Zinsen. Beim Crowdinvesting hingegen erhält der Geldgeber, ähnlich wie bei einer Beteiligung einen Teil des Gewinns des Projekts.

Aber sehen wir uns einmal die verschiedenen Varianten einmal genauer an.

Die vier Modelle des Crowdfundings

Vom Crowdfunding spricht man, wenn sich Privatpersonen oder Unternehmen – meistens über das Internet – Geld von vielen privaten Geldgebern beschaffen. Mit diesem Geld lassen sich dan Projekte oder Geschäftsideen umsetzten.

Als Vermittler treten Online-Kreditmarktplätze auf, sogenannte Crowdfundingplattformen.

Je nachdem, wie die Geldgeber für ihr Kapital entlohnt werden, unterscheidet man folgende Modelle:

Spendenbasiertes Crowdfunding

Viele Menschen sollen bei diesem Modell für ein konkretes Projekt Geld spenden, ohne hierfür eine Gegenleistung zu erhalten. Meistens handelt es sich hierbei um karitative oder künstlerische Projekte. Diese Form des Crowdfunding ist also, wie der Name schon sagt, mit einer Art Spende zu vergleichen.

Personen, Vereine oder Unternehmen können über dieses Crowdfunding-Modell im Internet auf einfache Art Spenden für ein Projekte sammeln.

Typische Beispiele aus der Praxis:

  • Hochwasserhilfe für eine betroffene Ortschaft
  • Die Anschaffung eines Ultraschallgeräts für ein Tierheim
  • Die Unterstützung eines Aufforstungsprojekt im Urwald

Bekannte Crowddonating-Plattformen:

Reward-based Crowdfunding

Die Geldgeber erhalten eine nicht-monetäre Gegenleistung, wie beispielsweise die Nennung ihres Namens im Abspann eines mitfinanzierten Films oder die CD des Albums eines Künstlers, das mitfinanziert wurde. Auch Startups nutzen manchmal das gegenleistungsbasiertes Crowdfunding. Vor allem wenn diese Startups mit ihrem Produkten auch soziale oder nachhaltige Ideen verbinden. So kann zum Beispiel eine kleine Kaffeerösterei ein Produktentwicklungsprojekt starten, um einen nachhaltigen Biokaffee auf den Markt zu bringen. Als Belohnung für den Beitrag erhalten dann die Geldgeber vielleicht Kaffee.

Aber auch große Unternehmen entdecken das reward-based Crowdfunding für sich als eine Art erster Markttest. Nur wenn das Projekt genügend Finanzierung bekommt, ist bewiesen, dass es Interesse bei den Kunden an der Idee gibt.

Typische Beispiele aus der Praxis:

  • Die Produktion eines Musikalbums einer jungen Band
  • Der Ankauf eines neuen Rührwerks für eine Bio-Bäckerei
  • Die Entwicklung eines Brettspiels für Kinder mit Leseschwäche

Bekannte Crowddonating-Plattformen:

Crowdlending

Beim Crowdlending erhalten die Geldgeber wie bei einem Kredit Zinsen und am Ende der Laufzeit ihr eingesetztes Kapital wieder zurück.

Die primäre Idee ist es also Personen oder Unternehmen einen Krediten zu geben, die keine oder nur geringe Chancen sehen, einen Bankkredit zu erhalten. Da die Bonität der Kreditnehmer hier oftmals geringer ist, als bei Kunden, die einen Bankkredite bekommen, erhalten die Geldgeber vergleichsweise hohe Zinsen.

Das Crowdlending kann man noch unterteilen in

  • Peer-to-Peer-Lending (oft abgekürzt als P2P-Lending): Sowohl bei den Kreditgebern als auch bei den Kreditnehmern handelt es sich um Privatpersonen.
  • Peer-to-Business-Lending (oft einfach nur als Crowdfunding bezeichnet): Hier sind die Kreditnehmer Unternehmen. Oft handelt es sich dabei auch um Zweckgesellschaften, die nur für das zu finanzierende Projekt gegründet wurden.

Eine besondere Form des Crowdlending ist auch noch das Social Lending. Beim Social Lending möchten die Geldgeber ein Projekt unterstützen, und vergeben deshalb einen unverzinsten Kredit. Im Gegensatz zum spendenbasierten Crowdfunding erhalten aber hier die Kreditgeber ihr Geld am Ende wieder zurück – nur halt ohne Zinsen.

Typische Beispiele aus der Praxis:

  • Eine Privatperson nimmt sich einen Konsumkredit auf
  • Ein Bauträger möchte ein Mehrfamilienhaus errichten und gründet dafür eine Zweckgesellschaft
  • Ein mittelständisches Unternehmen finanziert eine neue Produktentwicklung

Bekannte Crowdlending-Plattformen:

Crowdinvesting

Wie in der Fernsehshow „Die Höhle der Löwen“ kann man in Startups und junge Unternehmen investieren. Bisher war das ja nur für wohlhabenden Investoren möglich. Doch vor 10 Jahren hat sich der Ursprungsgedanke des Crowdfunding auch auf den Bereich der Start-Finanzierung ausgedehnt.

Während reward-based Crowdfunding sinnvoll ist, um ein einzelnes Produkt zu entwickeln, geht es beim Crowdinvesting darum ein Unternehmen aufzubauen.

Die ursprüngliche Idee beim Crowdinvesting war, dass Privatanleger in ein Startup oder kleines Unternehmen investieren und Gegenzug eine Beteiligung am Gewinn erhalten. Dafür präsentierten die Gründer des Startups ihrer Geschäftsidee auf der Crowdfundingplattform. Die Investoren können sich dann mit kleinen oder großen Beträgen an der Finanzierung zu einem festgelegten Unternehmenswert beteiligen. Sie werden dann zu Anteilsinhabern des Unternehmen und profitieren von den Gewinnen.

In den letzten Jahren hat werden von Unternehmen und Startups überwiegend nur mehr Crowdlending Modelle angeboten. Man unterstützt hier als Investor zwar auch den Aufbau des Unternehmens, allerdings erhält man dafür nur einen, wenn auch hohe, fixen Zinssatz.

Bei einigen Projekten wird den Crowdinvestoren noch zusätzlich eine Bonusverzinsung angeboten, wenn das Startup erfolgreich ist. Trotzdem steht auch hier der fixe Zinssatz, und damit ein kreditbasiertes Modell im Vordergrund.

Typische Beispiele aus der Praxis:

  • Ein vegetarische Fast-Food-Kette möchte deutschlandweit mit neuen Restaurants expandieren.
  • Ein Startup möchte ein günstiges elektrisch betriebenes Lastenfahrrad auf den Markt bringen
  • Ein Unternehmen möchte kleine Windräder für Privathäuser verkaufen

Bekannte Crowdinvesting-Plattformen:

Dies Plattformen nicht nur Crowdinvesting Projekte an, sonder auch zunehmend Crowdlending Projekte.

Die Entwicklung des Crowdfunding

Das Crowdfunding hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung erfahren. Und mit der Entwicklung des Marktes hat sich auch eine Verschiebung der Gewichtung der unterschiedlichen Modelle ergeben.

Zu Beginn standen reward-based und spendenbasierte Crowdfunding Kampagnen im Fokus. Eine der ersten Plattformen war Indiegogo mit dem Ziel Filmproduktionen zu finanzieren.

Dann entdeckten Startups diese neue Finanzierungsmöglichkeit für sich, und das Crowdinvesting entwickelte sich. Auch die ersten P2P-Plattformen wie auxmoney entstanden.

2014 wurden dann die Gesetzgeber in den unterschiedlichen Ländern auf diese neue Finanzierungsformen aufmerksam. In Deutschland wurde 2015 mit der Novelle des Kleinanlegerschutzgesetztes auch das Crowdfunding neu geregelt.

In den letzten Jahren ist der Crowdfunding Markt stark gewachsen, wobei vor allem das Crowdlending dazu gewonnen hat. Mehr als 90% der Crowdfunding Aktivitäten sind dem Crowdlending zuzurechnen. Die restlichen Anteile verteilen sich auch Crowdinvesting, reward-based und spendenbasiertes Crowdfunding.