P2P Geschäftsmodell: Wie verdienen P2P Plattformen Geld?

Das Angebot an Peer-to-Peer-Kredite und Plattformen nimmt in den letzten Jahren schnell zu. Und mit dem neuen Angebot kommen auch spannende und innovative Produkte und Lösungen auf den Markt. Aber manchmal klingt das Angebot einfach viel zu gut. Hohe Renditen bei gleichzeitiger Absicherungen des Ausfallsrisikos durch Rückkaufgarantien. Wie verdienen da die Plattformen noch Geld?

Zeit sich die Geschäftsmodelle der Plattformen einmal näher anzusehen. Schliesslich muss man verstehen, wie die P2P Plattformen ihr Geld verdienen, bevor man als Anleger sein eigenes Geld investieren kann.

Das Geschäftsmodell hat sich verändert

In den letzten Jahren wurde über das Potenzial des P2P-Kreditmarktplatzes berichtet. Aber es wurde wenig Augenmerk auf das sich ändernde Geschäftsmodell der Plattformen gelegt. 

Was als Drei-Parteien-Geschäftsmodell begann, das den Kreditnehmer, den Investor oder Kreditgeber und die P2P-Plattform einbezog; hat sich zu einem Vier-Parteien-Geschäftsmodell geändert, das nun den Kreditnehmer, den Kreditgeber, die P2P-Plattform und den Kreditgeber umfasst.

In diesem Beitrag führen wir Sie durch die beiden Geschäftsmodelle und die Unterschiede zwischen ihnen, damit Sie verstehen, welches Modell zu Ihnen passt.

Das klassische kreditbasierte P2P-Geschäftsmodell

Das klassische P2P-Geschäftsmodell entstand 2005 und umfasst nur drei beteiligte Parteien. Das sind

  • der Kreditnehmer, der Geld benötigt,
  • der Investor, der Geld zur Verfügung stellt, und
  • die Plattform als Zwischenhändler.

Die Aufgabe der Plattform ist die Verwaltung der gesamten Transaktion- von der Kreditaufnahme bis zur Rückzahlung -, der Inkassoprozess und die Gewinnung neuer Kunden; sowohl Kreditnehmer als auch Investoren.

In diesem P2P-Geschäftsmodell ist der Prozess einfach und leicht verständlich. Für einen Investor besteht die unmittelbare Sorge darin, dass der Kreditnehmer verspätet oder gar nicht zurückzahlt. Dafür haben sie aber als Anleger eine bessere Vorstellung davon, wem Sie Geld leihen. Auch ist der gesamte Prozess und die Rolle der Plattform transparenter, und daher leichter verständlich.

Das erweiterte klassische Drei-Parteien Modell

Um die Anleger besser zu schützen, habe Gesetzgeber und Bankaufsichtsbehörden in vielen Ländern begonnen die rechtlichen Rahmenbedingungen nachzuschärfen. Damit mussten die Plattformen nun auch lizenzierte Kreditinstitute einschalten.

Auf der P2P-Plattform können Kreditnehmer weiterhin ihre Kredite direkt Anlegern anbieten. Finden sich dann ausreichend Investoren für einen Kredit, wird nun allerdings zuerst ein Kreditvertrag zwischen Kreditnehmer und Kreditinstitut abgeschlossen. In einem zweiten Schritt verkauft dann das Kreditinstitut die Forderung aus dem Kreditvertrag an die Investoren.

Das heisst, die Anleger können sich weiterhin ihre Kreditnehmer direkt aussuchen. Allerdings werden nun Teile der Abwicklung nicht mehr von der Plattform, sondern von einer Bank durchgeführt.

Plattformen mit dem Drei-Parteien-Modell sind zum Beispiel:

Das neue Vier-Parteien-Geschäftsmodell

Die rechtlichen Änderungen haben dazu geführt, dass sich 2015 ein neues Modell entwickelt hat. Die meisten Plattformen, die seither gegründet wurden, basieren auf diesem neuen Geschäftsmodell.

Bei diesem als P2P-Marktplatz bezeichnetem Modell ist neben den drei bisherigen Parteien ein als Kreditgeber bezeichnetes Nichtbanken-Finanzinstitute beteiligt.

Die Peer-to-Peer-Plattformen müssen im klassischen Modell ja sowohl Kreditnehmer als auch Investoren anwerben. Das führt zu einer Reihe von Problemen. Zum einem im Marketing; bewirbt man zum Beispiel hohe Zinsen, dann lockt man zwar Investoren an, verschreckt aber gleichzeitig die Kreditnehmer.

Zum anderen spricht man als Plattform Kunden eines Landes oder einer Region an. Da es aber in unterschiedlichen Ländern verschieden hohe Zinsniveaus gibt, ist es von Vorteil Kreditnehmer in Hochzinsländern zu gewinne, und die hohen Zinsen Investoren in Niedrigzinsländern anzubieten.

Auf P2P-Marktplatz-Plattformen finden daher deutsche Investoren Kreditnehmer zum Beispiel aus Estland, Lettland, Rumänien, Mexiko oder auch Vietnam

Da die Zahl der Unternehmen, die als Kreditgeber verfügbaren Kreditnehmer anwerben, scheinbar endlos ist, können so die neuen P2P-Kreditplattformen ihren Investoren eine viel größere Anzahl an Investitionsmöglichkeiten bieten. Die Plattformen selber können sich auf ihre technologische Kompetenz konzentrieren, und so ein moderne Internet-basierendes Angebot ihren Investoren anbieten. Und daher konnten diese Plattformen in kurzer Zeit unglaublich schnell wachsen.

Beispiele für Plattformen mit dem neuen Vier-Parteien-Modell sind:

Vor- und Nachteile im Vergleich

Vorteile des Vier-Parteien-Modells

  • viel höheres Angebotsvolumen für Investoren
  • ein stabilerer Zufluss an neuen Geschäften
  • Eröffnung neuer Kreditmärkte mit höheren Zinsen

Nachteile im Vergleich zum des klassischen Modells

  • das Modell ist komplexer und nicht so einfach zu verstehen
  • es fehlt der direktere Bezug zum Kreditnehmer
  • bei Insolvenz des Kreditgebers besteht die Gefahr für den Anleger alles zu verlieren
  • auf Grund des hohen Kreditvolumens ist die Qualität oft geringer

Um die Zweifel potenzieller Investoren zu zerstreuen, bieten viele der P2P-Marktplatz-Plattformen zusätzliche Absicherungen durch die Kreditgeber an.

Zu diesen Absicherungen gehören vielfach Rückkaufgarantien und Risikobeteiligungen der Kreditgeber.

Bei einer Risikobeteiligung (skin in the game) muss der Kreditgeber einen Mindestanteil am Kredit eines jeden Kreditnehmer zu behalten. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die Interessen des Kreditgebers mit den Interessen der Anleger gleichgeschalten werden. Sollte der Kreditnehmer nicht zurückzahlen, so verliert auch der Kreditgeber geld.

Bei der Rückkaufgarantie verpflichtet sich der Kreditgeber den Kredit vom Anleger zurückzukaufen, wenn der Kreditnehmer für eine bestimmte Anzahl von Tagen nicht ordnungsgemäß zahlt.

Diese Massnahmen haben die Situation für den Investor verbessert. Bei einem Zahlungsverzug des Kreditnehmers muss man nicht jahrelang auf die langsame Rückzahlung seines Geldes warten, sondern kann den Kredit einfach an den Kreditgeber verkaufen.

Allerdings eliminieren diese Massnahmen nicht vollständig das Risiko. Ein Kreditgeber kann auch zahlungsunfähig werden, und dann sind diese Verpflichtungen nichts wert.

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Wie verdienen die P2P Plattformen ihr Geld?

Die Plattformen verdienen ihr Geld je nach Geschäftsmodell direkt oder indirekt von zwei verschiedenen Personengruppen. Zum einen von den Investoren und zum anderen von den Kreditnehmern, wobei Marktplatz-Plattformen hier indirekt über den Kreditgeber verdienen.

So verdienen sie an den Anlegern

Anleger müssen in der Regel kaum oder nur sehr geringe Gebühren zahlen. Da die Plattformen für die Finanzierungen neue Investoren gewinnen wollen, wird man als neuer Kunde sogar eher mit Gutscheinen und Bonuszinsen angelockt. Es gibt hier also keine Depot- oder Managementgebühren, wie es zum Beispiel bei Wertpapier- oder Fondsgeschäften üblich ist.

Kosten für die Investoren entstehen oft bei der Nutzung des Sekundärmarkts auf der Plattform, wenn man also seine Kredite vorzeitig verkaufen will. Mintos verlangt hier zum Beispiel 0,85% für den Verkauf von Darlehen.

Auch verlangen einige Plattformen Abhebungsgebühren von den Anlegern. Bei Bondora Go&Grow beträgt diese zum Beispiel 1 Euro pro Auszahlung.

So verdienen sie an den Kreditnehmern

Das Geld verdienen die Plattformen mit den Kreditnehmern. Die wichtigste Gebühr hierfür ist die Vermittlungsgebühr. Diese wird meistens sofort nach der Ausstellung des Kredits berechnet und damit sofort einbehalten.

Die Höhe der Vermittlungsgebühr hängt von einigen Faktoren ab, aber Auxmoney zum Beispiel verlangt im Durchschnitt eine Gebühr von 3,5% der Kreditsumme.

Eine weitere Gebühr, die einige Plattformen von den Kreditnehmern berechnen, ist eine jährliche Verwaltungsgebühr. Bei Estatguru kann diese Gebühr zum Beispiel bis zu 2% pro Jahr betragen.

Und zusätzlich können die Plattformen auch Gebühren für Mahnungen oder zusätzliche Dienstleistungen verlangen.

So verdienen P2P Plattformen an den Kreditgebern

Beim neuen Vier-Parteien-Modell können die Plattformen keine Gebühren direkt vom Kreditnehmer verlangen. Hier werden entsprechende Gebühren wie Servicegebühren oder Managementgebühren von den Kreditgebern verlangt.

Die Kreditgeber selber holen sich diese Gebühren vom Kreditnehmer durch entsprechende Gebühren oder höhere Zinsen. Dabei muss der Kreditgeber auch noch die Kosten für die Rückkaufgarantie und die Risikobeteiligung berücksichtigen.

Daher funktioniert das Vier-Parteien-Modell für die Kreditgeber vor allem in Ländern, in denen Kunden gewohnt sind sehr hohe Zinsen für kurzfristige Privatkredite zu zahlen.

Fazit: Das Geld kommt von den Kreditnehmern

Es ist zwar beim klassischen P2P-Plattformen-Modell leichter ersichtlich, aber das Geld für die Plattformen wird im wesentlichen vom Kreditnehmer bezahlt. Da die Plattformen kräftig wachsen, und deshalb möglichst viel Geld von den Anlegern einsammeln wollen, werden von den Investoren kaum Gebühren verlangt.

Auf den Marktplatz-Plattformen zahlen zwar die Kreditgeber die Gebühren, aber verrechnen diese natürlich indirekt an die Kreditnehmer weiter.

Es ist auf jeden Fall spannend zu beobachten, wie sich das Geschäftsmodell in den letzten Jahren entwickelt. Und da noch immer neue, innovative Plattformen auf den Markt kommen, wird sich auch noch sicher viel tun.

Es bleibt also abzuwarten, wie sich das Geschäftsmodell der P2P-Plattformen weiter entwickelt, und auch ob neue Gebührenmodelle entstehen werden.